Europa

   
 

 Rumänien - Wirtschaft

 
   

1.

Entwicklung
 

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Im Vergleich zu den meisten europäischen Ländern war ROM immer armes, agrar geprägtes, rückständiges Land. Grund: starres Feudalwesen und osmanische Herrschaft (Fanarioten)
Erste Industrie nach 1850; Zwischenkriegszeit: sehr schnelles Wachstum einiger Industriezweige durch staatl. Unterstützung: Erdöl, Chemie, Bauwesen, Metallurgie, Lebensmittelindustrie
Anfang 30er: 10% arbeiten in der Industrie, 70% in der LW · Gewaltsamer Modernisierungssprung der kommunistischen Wirtschaftspolitik nach dem 2.WK; Stadtbevölkerung wuchs in den 70er Jahren auf die Hälfte der Landesbevölkerung
Hohe, aber ungleich verteilte Wachstumsraten: riesige Kapazitäten in der Chemie-, Metall-, Maschinenbauindustrie etc., andererseits schlechte Infrastruktur, vernachlässigte Lebensmittelindustrie und rudimentärer Dienstleistungssektor
Erwirtschafttete Gelder fließen in Auslandsschuldenrückzahlung und nutzlose Großprojekte, aber nicht in die Modernisierung der Wirtschaft -> Zurückbleiben hinter dem technologischen Fortschritt, miserable Arbeitsproduktivität, hoher Energieverbrauch und schlechte, kaum konkurrenzfähige Qualität. Ceausescu als gewaltsamer Stabilisator.
Nach dem Sturz Ceausescus 1989 drastische Rezession: Stopp von Großprojekten, Rückgang der Exporte (Umstellung des Ostblock-Handels auf Dollarabrechnung und RGW-Ende), sinkender Absatz rumänischer Produkte auf dem einheimischen Markt durch ausländische Importe
Keine Versuche der Restrukturierung und Modernisierung der Wirtschaft durch postkommunistische Regierungen. Exportstopp für Lebensmittel, stattdessen LM-Importe, keine Rationierung mehr von Energie und LM, Erhöhung der Renten.
=> Reaktion auf Elend der Diktatur, aber Luxus über die Verhältnisse ROMs -> Aufbrauch der Devisenreserven und Inflation
Verfall der Wirtschaft: Ende 1992 BIP < 25% von 1989, Industrieproduktion <50% von 1989, jährliche Inflationsrate seit 1990 200-300%
Leichte Stabilisierung ab 1993: sinkende Inflation, steigende Produktion und leichte Wachstumsraten; Makrostabilisierung (Inflation und Währung) und Außenhandels- & Haushaltsdefizitbegrenzung werden nur symptomtherapeutisch durchgeführt. Neues Stabilisierungsprogramm am 02/1997.

 

2.

Staatsbetriebe
 

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Hauptursachen für rumänische Wirtschaftskrise; Öffentlicher Dienst, Industrie bieten schlechte Dienstleistungen zw. Waren an, arbeiten nicht kostendeckend und mit veralteter Technologie und zu hohen Beschäftigungszahlen. Beispiele: rumänische Eisenbahn (CFR), staatl. Strom- und Gasmonopolisten Renel und Romgaz, städt. und kommunale Transportunternehmen, Kraftwerke, staatliche Landwirtschafts- und Industriebetriebe etc. -> verantwortlich für ¾ aller Verluste der Staatswirtschaft, bleiben unter Vacaroiu aber unangetastet.
Stattdessen regelmäßige Subventionen, Kredite, Schuldenstreichung oder langfristige Aufschübe der Steuerzahlungen zur Verlustdeckung -> keine Unternehmensreformen => "Phänomen der finanziellen Blockade" (Regierung): Kreuzverschuldung in der Wirtschaft -> Inflation, ökonomische Agonie, Überschuldung des Staatshaushaltes

 

3.

Privatisierung
 

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Privatisierungsgesetze streben seit 1990 Verteilung von 30% des staatlichen Unternehmensvermögens an die Bevölkerung über Privateigentumsfonds. Rest in Staatseigentumsfonds verwaltet mit der Auflage, jährlich 10% zu privatisieren. Ausgenommen von Privatisierung: über 300 "Autonome Regiebetriebe", die als national/strategisch bedeutsam eingestuft werden.
1995: Alle Staatsbürger über 18 erhalten ca. 670 DM zum Erwerb von Aktien bestimmter (knapp 4000) Unternehmen. In der Bevölkerung nicht akzeptiert, nur ¾ machen mit.
Ende 1996: Privatsektor erstmals bedeutender als Staatssektor, obwohl kaum Förderung von staatlicher Seite gekommen war. Steuerniveau mit am höchsten in ganz Osteuropa (38% Gewinnsteuer)
Staatseigentumsfonds eher Subventionsgeber: Umverteilung der Gewinn profitabler Unternehmen als zinslose Kredite auf unrentable Betriebe

 

4.

Landwirtschaft
 

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ROM besitzt mit die größte landwirtschaftliche Nutzfläche in Europa (15 Mio. ha). Trotzdem mehrmals Import von Weizen, Mais, Kartoffeln und Zucker (1990-3)
Extremes Missverhältnis zwischen Produktivität und Beschäftigungszahl: 40,8% aller Beschäftigten arbeiten in der LW (Durchschnitt westl. Länder: 3-5%)
Transformation: vollständige Abschaffung der LPGs, Reduzierung der Staatsbetriebe an Zahl und Fläche, Überführung der Flächen in private Betriebe (neue Rechtsformen [AG - Handelsgesellschaften der Landwirtschaft; Rückgabe an Eigentümer zur Gründungindividueller Betriebe; Eigentümer belassen Fläche im Betrieb oder gründen neue Gemeinschaftsbetriebe -> GmbH, informelle Produktionsgenossenschaften])
GmbH = juristische Assoziation · Informelle Prod.gen. = Familienassoziation: auf Basis informeller Absprachen bringen die einzelnen Familien Arbeitskräfte, lwNfl., Maschinen & Tiere etc. in die Produktion ein, ohne ihre Eigentumsrechte abzugeben
Die meisten Eigentümer -> individuelle Betriebsform (60% der lwNfl.), mittlerweile Rückgang und Schrumpfung der Assoziationen
Bodenrückgabe nach 1991 führt wg. zu geringer Fläche (< 10 ha) i.V.m. Landverkaufsverbot zu einer Aufsplitterung in Kleinstflächen; Maschinen und Traktoren weiterhin in staatlichem Besitz, keine finanzielle und materielle Unterstützung für Bauern =>Rückgang der Erträge bis 1993 um 50%, jahrelange Brache auf Millionen ha. Heutige Hektarerträge im osteuropäischen Vergleich mit am niedrigsten (im EU-Vergleich erst recht...!)
Schlechte Flächenverteilung: die wenigsten haben die größten Flächen, die meisten die kleinsten. Subventionierung größtenteils an unrentable landw. Staatsbetriebe trotz deren geringem Anteil an der Gesamtproduktion. Zwar günstige Kredite für private Bauern, aber Volumen zu gering.
Anteil der Beschäftigten hat sich erhöht, Flurzersplitterung zugenommen -> sinkendes Produktivitätsniveau
Arbeitskräfte vielfach überaltert und schlecht ausgebildet; Kosten für Treibstoff, Strom, Gas, Dünger etc. sind höher gestiegen als Preise für lw Produkte

 

5.

Weitere Gründe für marode Wirtschaftslage

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Ultrazentralismus; totale administrative und finanzielle Abhängigkeit der Städte und Gemeinden(und lok. Behörden) von der Regierung
Korruption und Wirtschaftskriminalität
Ungelöste Energiekrise: eines der veraltetsten und ineffektivsten Energiesysteme Europas, v.a. Industrie

 

6.

Reformprogramm der Regierung Ciorbea
 

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Ökonomische Schocktherapie 1997: Streichung sämtlicher Subventionen, Freigabe aller Lebensmittelpreise, Anhebung aller anderen noch kontrollierten Preise um das 2 - X-fache (Benzin, Strom, Post, Telefon, Transport etc.)
Fristen zur Schulden- und Steuerrückständezahlung für staatliche Unternehmen, drastische Kürzung der Staatsausgaben
Restrukturierungs- und Privatisierungsprogramm: Massenentlassungen aus den unrentabelsten Staatsbetrieben, v.a. aus Verwaltung. Teilweise oder vollständige Privatisierung aller Betriebe angestrebt. Privatisierung der landw. Staatsbetriebe

 

7.

EU-Beitritt
 

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Zuwanderungsraten in den Städten schnellen nach 1990/91 nach oben; allerdings nicht nur durch Abschaffung der sozialistischen Reglementierungen, sondern weil ein Teil der städtischen Bevölkerung früher ohne offizielle Genehmigung die Stadt als Wohnort gewählt hat, und diese Anmeldung/Registrierung jetzt nachholt
Mittlerweile Wanderungssalden, die mit den westlichen Agglomerationen verglichen werden können -> seit 1998 eher sogar Abwanderung
Gründe: Rückgabe von Land an vormals Enteignete durch die Auflösungen der LPGs und Flächen-Restitution bis 19 ha / Familie
Pull-Faktoren des ländl. Raumes: Selbstversorgungs- und Erwerbsmöglichkeiten in der privaten LW: Beschäftigtenzunahme 1990-98: 28,2% -> 37,4%
Push-Faktoren der Städte: Arbeitskräfteabbau infolge der Restrukturierung des II. und III. Sektors, Preissteigerung auf dem Wohnungsmarkt, Kosten f. Strom, Wasser, Gas -> v.a. Arbeitslose und Rentner betroffen
Industrie-Beschäftigte 1990-98: 36,9% -> 26,3%
Reruralisierung? Trotz Bedeutungszunahme der LW ist der ländl. Raum mit großen Problemen hinsichtlich Infrastruktur und LW behaften, keine Merkmale eines attraktiven Wanderungszieles.
Außerdem Abnahme des Anteils der ländl. Bevölkerung an der Gesamtbevölkerung; räumlich differenzierte Wanderungsbewegung; Landwirtschaft auch von der Stadt aus durchführbar (Pendeln)
Stadt-Land-Wanderung und Land-Stadt-Wanderung gleichen sich immer mehr an; Gewinner des positiven Wanderungssaldos haupts. Stadtumland, verkehrstechnisch gut und schnell erreichbare Gebiete. Verlierer: größter Teil des ländl. Raumes, Peripherie (abges. W, Banat -> Nähe zum westl. Kapital -> Gewinner)
Labile gesamtwirtschaftliche Lage -> keine gute Position für baldigen EU-Beitritt; allerdings Exportbelebung und Wachstum des BIP (2,1%) 2000; LW allerdings ausgenommen, obwohl größte Transformationsleistung im I. Sektor

 

 

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