Bodenkunde, Bodegeographie

   
 

 Die Böden der winterfeuchten Subtropen, insbesondere die Böden des  Mediterranraums

 
   

Ausreichend Feuchte als wichtigste Voraussetzung für Bodenbildung ist in dieser Zone gegeben. Jedoch wird sie im Sommer durch eine mehr oder weniger lange Trockenzeit unterbrochen, so dass die Böden im Vergleich zu den feuchten Zonen langsamer entstehen. Ein weiteres Hemmnis stellt das trockenheisse Bodenklima dar, bedingt durch Vegetationsarmut und häufiges Vorkommen von Kalksteinen. Außerdem verhindert das vertikale Relief eine tiefe Ausbildung der Böden (Mittelmeerraum!) -> flachgründig oder skelettartige Böden. Das horizontale Relief erlaubt eine normale Bodenausbildung. Durch die Kleinkammerung von Horizontal- und Vertikalrelief ist eine fleckenhafte Verbreitung einer Vielzahl an Böden gegeben (-> Mittelmeerraum).
Die Zone der winterfeuchten Subtropen wird der Zone der Braunerden und der mediterranen Böden zugeordnet.

 

1.

Bodentypen
 

1.1
zonale Böden mit großflächigerem Vorkommen, meist in mittleren Hangneigungen
 

A)

CHROMIC LUVISOL

A-T-C (T= Lösungsrückstand aus Karbonatverwitterung): meist leuchtend rot bis braunrot gefärbter (Zusatz ‚chromic': kräftig gefärbt), lessivierter Boden; entwickelt sich in der Regel auf Carbonatgestein; basenreich; humusarm.
Durch seine Erosionsanfälligkeit ist er meist flachgründig und trockenzeitlich verhärtet. Die rote Farbe geht auf Hämatit oder Eisenoxid zurück, das durch die lange Trockenphase, die warmen Temperaturen und den geringen Humusgehalt entsteht .
Verbreitungsgebiete: hauptsächlich in kalifornischen, mittelchilenischen und kapländischen Teilgebieten, mäßig hohe Verbreitung am Mittelmeer, gelegentlich in winterfeuchten Gebieten Australiens.
 

B)

CHROMIC CAMBISOL

A-T-C: Böden mit in situ verbrauntem und verlehmtem Unterboden: Verwitterungs- B- Horizont. Ähnlich auffällig rote und braune Farbe wie A).
 

=> A) und B): im europäischen Mittelmeergebiet werden sie als ‚TERRA ROSSA' bzw. ‚TERRA FUSCA' (zus: ‚TERRAE CALCIS') bezeichnet. Sie sind bereits im Tertiär oder in den Warmzeiten des Pleistozän entstanden -> in den wärmeren Klimaverhältnissen konnte die Verbraunung ablaufen, die für die Farbgebung maßgebend ist. Charakteristisch ist weiterhin, dass sie aus allochthonen Rückständen der Lösungsverwitterung von Kalken bestehen, sie sind tonreich und von der Bodendynamik her den Pelosolen (Ah- P- C; der Oberboden ist durch den hohen Tonanteil durch Quellung und Schrumpfung geprägt) ähnlicher, als den Braunerden. Ah - Ahl - But - Cc

RUBEFIZIERUNG: Voraussetzung: 1) schroffer Jahreszeitenwechsel von winterlicher Durchfeuchtung und sommerlicher Austrocknung, sowie 2) unlösliche, an silikatischen Rückständen arme Kalke, die einen Überschuss an Eisen aufweisen. Im Winter kommt es zu Decarbonatisierung (Auslaugung aus ob. Horizont), wobei das Eisen oxidiert (-> Rot-färbung) und dabei die tonigen Lösungsrückstände überzieht. Gleichzeitig kann der Boden auch lessiviert werden -> tonarmer Oberboden, tonreicher Unterboden (Vor. für Stauvergleyung).
In der trockenen Jahreszeit (hohe Verdunstung) kommt es zu einer sekundären Calcifizierung -> dabei wird irreversibel Eisenoxid (Hämatit!) ausgefällt und treten in flockig- krümeliger Form als Eisenoxidverbindungen auf.

Terra Rossa: Ah -T- kmC / - bzw. R : T= leuchtendrot; Kalksteinrotlehm; wegen erdiger Lehmstruktur gut geeignet für Landwirtschaft; entsteht in exponierten, warmen Reliefpositionen aus tonarmen Kalken

Terra Fusca: Ah -T- kmC / - bzw. R: T= leuchtend gelbbraun; Kalksteinbraunlehm; entstehen aus Rendzina auf silikatischem, eisenarmen Untergrund bei Versauerung der Lösungsrückstande ab einer Mächtigkeit von 10 - 30 cm. Je nach Feuchte -> Braunerde, lehmartige Parabraunerde (z.T. Verbraunung und Lessivierung). Sie entsteht v.a. in Senken und Mulden -> Feuchtigkeit und entsprechendes Verwitterungsmilieu gegeben. A- Horizont humusarm und schwächer, als in gem. Breiten, B- Horizont mächtiger; am weitesten verbreitet im Mittelmeerraum (deshalb auch Zuordnung zu Braunerdezone!); sie ist sauer, reich an Tonen, sehr dicht und im feuchten Zustand plastisch; erosionsanfällig, schlechter für LW aufgrund der schweren Bearbeitbarkeit und oft flachgründig und steinreich;
Sie tritt häufig in Vergesellschaftung mit Braunerden und Rendzinen auf alten pleistozänen bis tertiären Landoberflächen oder Kuppen auf; häufig wurde sie erodiert oder umgelagert.

Sie sind die charakteristischen Böden der winterfeuchten Subtropen und sind merkmalsgebend für diese Ökozone.
 

C)

CALCISOLE

Schwach entwickelte Böden, meist in Trockengebieten mit Kalkanreicherungen (Sekundärkalk); 20 cm mächtigen Horizont mit mind. 15 % Kalkanteil; Halb- Vollwüstenböden!; erosionsanfällig, schlechter für LW wegen geringem Humusanteil und alkalischen Eigenschaften.
 

D)

CALCARIC CAMBISOLE:

Kalkbraunerde: Böden mit in situ verbrauntem und verlehmten Unterboden: Verwitterungs- B- Horizont (cambic B- Hor.) Braunerde: Ah- BV- C: Verbraunung und Verlehmung ist der dominierende Prozess.
 

1.2
azonale Böden, die einer stärkeren Abtragung unterliegen
 

A)

LEPTOSOLE:

RENDZINEN, RANKER, LITHOSOLE : Schwach entwickelte, flachgründige Böden über Festgestein oder steinigem Lockermaterial.

RENDZINA:

RANKER:

LITHOSOLE:

flachgründiger Ah- C- Boden auf carbonatreichem Gestein (Humuskarbonatböden).
flachgründiger Ah- C- Boden aus carbonatfreiem (-armen) Gestein, Silikat- oder Quarzgestein (Humussilikatböden).
Ai- C, flachgründige (< 10 cm) Rohböden aus Festgestein (Syroseme, Gesteinsrohböden, Schutt- oder Skelettböden)
 

B)

SOLONCHAK

Ah(z) - Bz - Cz: Böden mit hohen Gehalten an wasserlöslichen Salzen (Salzböden, Weißalkaliböden). Salzböden, die in Trockengebieten durch Auskristallisation von Salzen aus hochstehendem Grundwasser oder durch künstliche Versalzung (Bewässerungsfolgen) entstehen -> an der Oberfläche sehr salzreich. Bei gleichbleibendem Grundwasserspiegel kommt es nur zu einer Versalzung des Oberbodens -> Krustensolonchak; bei schwankendem GWS kann es auch zu einer Ausfällung im Unterboden kommen -> typischer Solonchak
-> Kulturfeindlich und erfordern Meliorationsmassnahmen: Grundwassersenkung und damit ein Abbruch des kapillaren Aufstiegs; Bewässerung mit salzarmen Wasser (Auswaschung der Salze)
 

C)

PLANOSOL
Stauwasserböden (‚Wasser kommt von oben') mit reduziertem und gebleichtem E- Horizont (eluvial), sowie marmoriertem Unterboden =Rostflecken, die während der trockenen Jahreszeit durch Ausfällen der gelösten Stoffe entstehen (Flecken und Konkretionen von Fe und Mn).
Darunter fallen:
PSEUDOGLEYE: Ah - Bv - (BvSw-) Sw - Sd sie zeichnen sich durch jahreszeitlichen Wechsel von Vernässung und Austrocknung aus;
STAGNOGLEYE: SwAh - Srw - Srd: sie unterliegen einer sehr lange Nassphase, die zu intensiver Graufärbung des Oberbodens führt; die Ausfällung von Konkretionen bleibt hier aus.

 

2.

Verbreitung nach klimatischen Zonen und Nutzung
 

2.1
Immerfeuchter Norden (mediterran vollhumid)
 

-

-


-

-
-

NS in allen Jahreszeiten (ständig atlantischen Luftmassen ausgesetzt) in Gebirgen bis >2000mm, vollhumid, teilweise mit kurzer Trockenperiode
1-2 Monate arid - Nordspanien, asturisch- kantabrisches Gebirge, Südsaum der Westalpen, Poebene, Istrien, Slowenien. (Landschafsbild gleicht dem der Bretagne, Cornwalls und Irlands)
laubwerfende Baumarten an feuchten, kühlen Nordhängen (Eiche, Buche); immergrüne Steineiche an trockeneren warmen Hängen.
Wasserführung ganzjährig, teilw. durch Schneeschmelze bedingt
Böden in Ebenen: gut für LW; zeichnen sich aus durch tiefe Humusschicht breites Spektrum an Produkten und Fruchtfolgewirtschaft Poebene: schon seit dem Hochmittelalter Intensivierung der LW; ergänzt durch Bewässerungskulturen aus Schotterquellen (Fontanilizone): Mais, Reis, Baumkulturen

->insgesamt Zone mit Stabilität, trotz hoher Bevölkerungsdichte bis jetzt keine große anthropogene Schädigung
 

2.2
Nordmediterrane Gebiete (mediterran- humid)
 

-
-

-
-
-
-
-

-

-



-

2-3 Monate arid, 2 Regenmaxima (0 - 40 Tage arid)
Nordmeseta, mittlere Abschnitte der Rhône und Garonne, niedrige Montanstufen des Apennin, nordgriechische Bergzonen, Teile der Pontischen Bergkette in Asien
40 Tage Vegetationsruhephase durch Trockenheit
NS teilw. Schon mit Starkregencharakter
Grundwasser noch nicht von Trockenheit beeinflusst -> Brunnenbewässerung
Vegetation variiert mehr; laubwerfend wechselt mit Hartlaub und mediterranen Pinien
oberen Bodenhorizonte schon schwächer entwickelt, teils durch Trockenheit, teils durch Abtragung
hauptsächlich terra fusca und Xerorendzina (trockenheitsangepasste Rohböden auf Kalk) -> landwirtschaftl. ungeeignet; am ehesten terra rossa
landwirtschaftl. ungünstig ist auch die sommerliche Trockenperiode, der Mangel an Bodenfeuchte; Frühjahrsniederschlag aber ausreichend für Getreide (Regenfeldbau); Bewässerung bei günstigem Relief und Erreichbarkeit von Brunnen; seit ein paar Jahrzehnten hier auch mobile Feldberegnung durch Fernwasserleitungen aus Stauseen
bereits Einengung der LW durch Trockenphase, aber durch NS im Frühjahr noch Vorteile, v.a. in Bergen (wechselnde Sommer- und Winterweiden zwischen Bergen und Niederungen)
 

2.3
Vollmediterrane Gebiete (mediterran sub- und semihumid)
 

-
-
-
-

-

-
-


-

3-5 Monate arid (40 - 100 Tage arid)
sub- und semihumide Variante durch nach Süden geringer werdende Feuchtigkeit
Niederschlagsmaxima im Winter, Jahresmittel 500- 600 mm
Oberflächenabfluss durch pot. Verdunstung gering, aber Zunahme an Starkregen -> hohe Erosionskraft; NS- Variabilität erreicht 15 - 20 % -> Risiko für Vegetation und LW
periodische Wasserführung der Flüsse ist charakteristisch und unterliegt starken Schwankungen von Jahr zu Jahr
Böden: unterliegen der Trockenheit: v.a. terra rossa, Leptosole
Böden unterliegen hier v.a. der Abspülung durch Starkregen, verstärkt durch Vegetations-zerstörung, Landwirtschaft und geringe Abtragungswiderstände des Untergrundes -> Landdegradierung entsteht aus der Summe der Prozesse der Abtragung und Umlagerung Vegetation: sie ist das dominante Merkmal dieser Zone Hartlaubvegetation (Hartlaubwälder, Hartlaubstrauchformationen, Zwergstrauchbestände, Felsdriften)
 

2.4
Semiarider, subarider und arider Süden
 

-

-
-


-

-
-

-

-

-

-

-

-

7- 9 Monate arid; agronomische Trockengrenze ist überschritten; NS 300 - 500 mm; pot. Verdunstung 1200 mm; NS- Variabilität 25%
noch aride Gebiete zählen zum Mittelmeerraum, soweit das NSmaxima noch im Winter fällt
Niederandalusien, Südküste Spaniens, Süden Sardiniens, Siziliens, Kalabriens und Apulien, Ostgriechenland, West- und Südküste der Türkei und Israel; Nordafrika: Hochebenen; Osttunesien und alle Küstengebiete bis Sinai
Starkregen ist wieder charakteristisch, geringe Versickerungsraten, hohe Erosions- und Denudationskraft + Trockenheit -> geringe Chancen für LW
Oberflächenabfluss episodisch in Wadis
Bodenbildung: nur noch geringe Humushorizonte; Ackernutzung nur noch in Niederungen, in denen Sedimente eingespült wurden
helle Steppenböden mit geringer Regenerationsfähigkeit überwiegen bei noch stärkerer Trockenheit
Oberflächennahe Bildungen von Kalkkrusten und Salz- und Gipsanreicherungen im obersten Bodenhorizont erschweren LW
Steppen- und Grasgesellschaften wechseln die Wald- und Macchienbestände ab (v.a. Weidenutzung)
Tierhaltung mit sporadischem Getreideanbau ist eine Anpassung an den klimatischen Jahresrhythmus
Getreideanbau ist in den feuchteren Teilen nur mit 2 Brachejahren erfolgreich, damit sich Bodenwasser ansammeln kann
Ölbaum und Mandelkulturen als einzigste Anbauart, die die Trockenheit überstehen; moderne Feldfrüchte sind nur auf bewässerten Feldern möglich (Tropfberegnung)

 

 

=> Zusammenfassend:

 

Die Nutzung der Böden ist im Mittelmeerraum v.a. abhängig von dem zur Verfügung stehenden Wasser. Wenn es vorhanden ist, werden im Allgemeinen gute Erträge erzielt, in Grundwassernahen Gebieten ist auch Reisanbau möglich. Durchlässige, wasserarme Böden lassen allerdings nur tiefwurzelnde Dauerkulturen (Olive, Wein) zu. Durch die frühzeitig Entwaldung und damit einhergehende Erosion und Flachgründigkeit entstanden trockene Rendzinen, die nur noch extensive Viehwirtschaft zulassen.

 

 

zur Themenliste