Bodenkunde, Bodengeographie

   
 

 Die Bodentypen Mitteleuropas

 
     

Def. Bodentyp: Böden, die sich im gleichen oder ähnlichen Entwicklungszustand befinden und gemeinsam mit den Prozessen der Bodenentwicklung gleiche Merkmale und Horizonte haben
 

Landböden sind all die Böden, die keine hydromorphe Böden ( = Stauwasser / Gwböden ) sind. D.h. Böden, deren Perkolation von oben nach unten gerichtet ist u. außerhalb des Wirkungsbereichs des Gw liegen.
 

1. Rohböden
 

 

Anfangsstadium der Bodenbildung. Sie bestehen aus einer nur lückenhaften Lage aus noch kaum zu Humus zersetzter pflanzlicher Substanz über unverwitterten Gestein und sind geprägt v. Ausgangsgestein
 

Syrosem

russ. = rohe Erde, Skelettboden

 

Profil Ai - C lückig vorhandener, dünner humoser Oberboden auf Festgestein

Entwicklung

Initialstadium der Bodenbildung; etwas Humusakkumulation ohne chemische Verwitterung; Weiterbildung ist v. Gestein abhängig; Kalk ->Rendzina;Siliate -> Ranker

Eigenschaften

Ai = steinig, extrem trocken; obere cm d. Festgest. können wegen Pionierpfl. Nährstoffarm sein

Nutzung

Keine möglich

Verbreitung

Auf Erosionslagen in Bergregionen, kleinflächig auf Felsvorsprüngen
 

Lockersyrosem

aus ökolog. Gründen von festen Gesteinsrohböden getrennt

Profil

Humusarmer Oberboden auf > 30cm mächtigen Lockergestein

Entwicklung

Initialstadium d. Bodenbildung junger Dünen od. v. Lockergestein, die durch Erosion freigelegt sind; im kühlgemäßigten Klima nur Durchgangsstadium; Silikate -> Regosolen; Mergelgest.-> Pararendzinen; Tongesteinen -> Pelosol

Eigenschaften

v. Ausgangsgestein abhängig; großer Wurzelraum

Nutzung

Kultivierbar wegen Tiefgründigkeit

Verbreitung

Abraumhalden; Lößaufschüttungen; Trümmerbergen

 

Ah-C Böden
 

 

Fortgeschrittene Verwitterung, voll entwickelter Ah; erhebliche Unterschiede der Böden
 

Ranker

österr. Rank = Berghalde Nutzung Extensives Grünland oder Wald, da an Hanglagen

Profil

Humoser, steiniger A auf festen silicatischen, carbonatarmen Festgestein ( max. 30cm verw. )

Entwicklung

Durch fortschreitende Humusakkumulation u. Gesteinsverwitterung aus Syrosem;

Subtypen

Grauer Ranker; brauner Ranker; Tangel - Ranker

Eigenschaften

Flachgründig; quarzreiches G. -> nährstoffarm; quarzfreies G. (Basalt, Glimmer) -> nährstoffreich

Nutzung

Extensives Grünland oder Wald, da an Hanglagen

Verbreitung

Hängen, Kuppen, Rücken im Mittel- u. Hochgebirge mit Silikat- u. Kieselgesteinen
 

Rendzina

polnischer Begriff für das Rauschen der Steine am Pflug.

Profil

Humoser, krümeliger Ah über festem (Kalkstein) od. lockeren (Kalktuff) Karbonat- od. Gipsgestein

Entwicklung

Durch phys. u. chem. Verw. ( Auswaschung der Carbonate u. Sulfate ) aus Kalkstein-, Dolomit-, Tonmergel u. Gips- Syroseme; Silikate u. Oxide als Lsg.rückstände -> toniges Solum;

Subtypen

Syrosem- Rendzina; Mullrendzina; Tangelrendzina; Braunerde- Rendzina;

Eigenschaften

Flachgründig; leicht trocken; hohe Ca-Sättigung und hoher pH-Wert bewirken starke Bodentätigkeit; trotz hohem Tongehalt gut durchlüftet; große Sorptionskraft;

Nutzung:

Forst; bei größerer Mächtigkeit Ackerbau

Verbreitung

Auf Sedimentgesteinen der Mittelgebirge u. in den Alpen
 

Pararendzina

Verwandtschaft mit Rendzinen durch gemeinsamen CaCO3- haltigen A-Horizont

Profil

Ah < 40 cm (evtl. O aufliegend); auf Sand oder Lehmmergel

Entwicklung

Aus Löß, Geschiebemergel, carbonathaltigen Schottern, Sanden und Sandstein durch Humusakkumulation u. mäßiger Carbonatverarmung

Subtypen

Calciumsilikat - Pararendzina;

Eigenschaften

Wie Rendzina, aber höherer Sand- u. Schluffgehalt und Lockergestein

Nutzung:

Intensive acker- u. weinbauliche Nutzung, da tiefgründig, ausreichend durchlüftet u. nährstoffreich

Verbreitung

Semiaride u. semihumide Gebiete; in Hanglagen, wo die Erosion ständig carbonathaltiges Ausgangsmaterial freilegt; Bauschutt
 

Tschernosem

Russ. = Schwarzerde

Profil

> 40 cm mächtiger, dunkler Mull- Ah; C = Löß; Krotowinen; Lößkindel;

Entwicklung

Unter günstigen Bedingungen über die Mull- Pararendzina hinaus: Sommertrockenheit u. Winterkälte, Bioturbation, grasreiche Vegetation; im Spätsommer sterben Pflanzen ab - schwache mikrobielle Tätigkeit - geringe Mineralisierung - Einarbeitung in den Boden durch Wühltiere - kalter Winter hemmt jede biologische Aktivität - im Laufe v. Jahrhunderten akkumuliert sich organische Substanz zu mächtigem Ah ; Degradation: In den Randgebieten der Schwarzerdezonen führen Entkalkung, pH- Erniedrigung, Tonverlagerung u. Verwitterung primärer Silikate unter Bildung v. Tonmineralen u. Fe- Oxiden zum Angriff des Ah und des C;

Subtypen

Als Übergangsstadien: Braunerde - Tschernosem; Parabraunerde - Tschernosem; Tschernosem - Parabraunerde;

Eigenschaften

15 - 20% Illit; Oberboden meist kalkfrei; schwach sauer; hohe Austauschkapazität; gut durchwurzelbar aufgrund groben Porenvolumens; hohe Benetzbarkeit; gut durchlüftet;

Nutzung:

Ausgezeichnete Ackerstandorte; wichtigste Weizenböden der Erde;

Verbreitung

Raum Erfurt -Halle - Magdeburg; nördl. Hildesheim;

 

Braunerden
 

 

Entstehen aus Ah - C Böden u. sind mitteltief bis tief entwickelt
 

Braunerde

= brauner Farbton

Profil

Ah- Bv- C; geringmächtiger humoser A; verbraunter B; in ca. 1m Tiefe C;

Entwicklung

Im gemäßigten- humiden Klima aus Rankern, Regosolen u. Pararendzinen entwickelt, sobald die durch Silikatverwitterung hervorgerufene Verbraunung u. Verlehmung durch die Humusschichten tiefer ins Profil dringt;
Basenreiche B.-> reich an austauschbaren Ca- u. Mg- Ionen u. stabiles Gefüge
Basenarme B.-> durch Al- Ionen u. Fe- Oxide stabile Aggregate
Weiterentwicklung zu Podsolen

Subtypen

Pararendzina - Braunerde; Kalkbraunerde;

Eigenschaften

Abhängig v. Ausgangsgestein; variierende Körnung;

Nutzung:

Basenreiche B. wegen Flachgründigkeit nur als Wald; basenarme B. bei Düngung u. Bewässerung gut ackerbaulich

Verbreitung

Basenreiche selten, basenarme in Mittelgebirgslagen, auf pleistozänen u. holozänen Sanden in Norddeutschland
 

Parabraunerde

In enger Verwandtschaft zu den Braunerden; auch "lessivé"

Profil

Ah - Al - Bt - C; der tonverarmte A ist bis zu 60 cm mächtig u. umfaßt den humosen Ah u. den humusarmen Al; der tiefbraune Bt ist bis zu 4 m mächtig u. ist Ort der Tonverlagerung

Entwicklung

Aus lockeren Mergelgesteinen, carbonatfreien Lehmen u. lehmigen Sanden od. in gemäßigt-humiden Klima aus Pararendzinen od. Braunerden, bei denen Carbonat- Auswaschung u. schwach Versauerung eine Tonverlagerung ermöglicht wird; Weiterentwicklung zum Podsol;

Subtypen

Tscherno - Parabraunerde; Podsol - Parabraunerde; Pseudogley - Parabraunerde;

Eigenschaften

Unter Wald meist stark versauert, in Abhängigkeit v. Gestein u. Verwitterungsgrad mäßige bis hohe Nährstoffreserven

Nutzung:

Gute Ackerstandorte

Verbreitung

Löß- u. Moränenlandschaften

 

Podsol

Russ. = Ascheboden, Prozeß der Podsolierung;
 

Profil

O - Ah - Ae - Bhs - Bs - C; mächtige Humusauflage; aschgrauer, gebleichter Eluvialhorizont Ae; dunkler Illuvialhorizont B mit Ortsteinbildung in grauschwarzen/ kaffeebraunen humusreichen Bsh u. rostgelben/ - braunen Bs geteilt;

Entwicklung

Wichtige Faktoren: hohe Ns, hohe relative Luftfeuchte, niedrige Jahresmitteltemperaturen, Ca- u. Mg-arme Gesteine, Pflanzen mit geringen Nährstoffansprüchen u. nährstoffarmen Vegetationsrückständen -> Versauerung, Nährstoffverarmung, Nachlassen der biologischen Aktivitäten -> Freisetzung der Sesquioxide u. Umlagerung;

Subtypen

Eisen- Podsol; Eisenhumus- Podsol; Humuspodsol; Braunerde- Podsol; Pseudogley- Podsol

Eigenschaften

Geringe Feldkapazität; trocken; bei Sand gut durchlüftet; starke Entbasung; Versauerung; Nährstoffarmut; schwache biologische Aktivität, arten- u. individuenarme Organismenwelt

Nutzung:

Durch Düngung u. künstliche Bewässerung Ackerbau

Verbreitung

Auf silikatarmen Sanden in NW-Deutschland; Hochgebirge über 1800 m

 

Aueböden

Als Böden holozäner Talebenen der Flüsse und Bäche auch als Schwemmlandböden od. alluviale Böden bezeichnet; von Au od. Aue
 

Profil

Keine redoximorphen Merkmale, da das flußbegleitende Grundwasser wegen starker Schwankungen, kurzer Stillphasen u. hoher Fließgeschwindigkeit relativ sauerstoffreich ist;

Entwicklung

Durch starke Grundwasserschwankungen u. periodisches Überfluten; Bodenentwicklung durch Sedimentation u. Erosion immer wieder unterbrochen;
versch. Entwicklungsstadien: Rambla = Ai - C; Paterna = Ah - C; Borowina = Ah - C; Vega = Ah - Bv - Go; Tschernitza mit Mull - A

Eigenschaften

Sauerstoffreich; hohe nutzbare Wasserkapazität bei Vegen; nährstoffreich; hohe biolog. Aktivität

Nutzung:

Ackerbaulich nutzbar nur Tschernitzen; die Vega dient als Grünland

Verbreitung

Ramblen u. Paternen in Bergländern; Vegen auf Uferwällen der Tieflandsflüsse; Tschernitzen in Schwarzerdelandschaften

 

Kultosole

Durch den Mensch völlig veränderte od. neu geschaffene Böden;
 

Hortisol

Unter jahrelanger Gartenkultur entstanden;

Rigosol

Durch tiefgründiges Umschichten z.B. alte Weinberge;

Plaggenesch

Mit Spaten abgehobene Plaggen werden nach Stallgebrauch wieder auf die Esch gebracht u. eingearbeitet; -> künstlich erhöhter A- Horizont mit anderem Bodentyp darunter;

 

Literatur:
 

-

Ahnert, F. ( 1996 ): Einführung in die Geomorphologie. Stuttgart.

-

Diercke ( 1997 ) v. Leser, H.: Wörterbuch Allgemeine Geographie. Braunschweig.

-

Mückenhausen, E. ( 1993 ): Die Bodenkunde und ihre geologischen, geomorphologischen, mineralogischen und petrologischen Grundlagen. Frankfurt am Main

-

Müller-Hohenstein, K. ( 1981 ): Die Landschaftsgürtel der Erde. Stuttgart.

-

Scheffer, F. & Schachtschabel, P. ( 1998 ): Lehrbuch der Bodenkunde. Stuttgart.

-

Semmel, A. ( 1977 ): Grundsätze der Bodengeographie. Stuttgart.

-

Schlichting, E. ( 1993 ): Einführung in die Bodenkunde. Hamburg.

 

     

 

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